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Die Wanderer-Werke in Chemnitz
Die Erzeugnisse dieses einst sehr bedeutenden Herstellers von motorisierten wie nur mit Pedalen ausgestatteten Zweirädern, später Autos wie sogar Werkzeugmaschinen und Büromaschinen, sind schon lange aus unserem Straßenbild verschwunden. Reduziert auf zwar immer noch internationale, aber doch lediglich noch museale Präsenz sind die Chemnitzer Wanderer-Werke heute nur noch Teil der deutschen Industriegeschichte, wenn man von dem namentlichen Überbleibsel absieht, das heute für betuchte Nostalgiker von der Firma „manufactum“ in Gestalt eines Fahrrades mit diesem Markennamen angeboten wird und das mit dem einstigen aus dem Chemnitzer Werk ausgelieferten Veloziped so viel zu tun hat wie moderne Energiesparlampen mit der originären Glühbirne von Thomas Alva Edison. Überhaupt hatte die damalige Industriearchitektur wenig gemein mit ihrer heutigen Gestalt. Damals waren es zum Teil regelrechte Kathedralen der Produktion. Dies entsprach auch den damaligen gesellschaftlichen Verhältnissen, in denen ein Fabrikdirektor auch kardinalsgleichen Respekt und Ansehen genoss. Die Arbeitszeit betrug ein erhebliches Mehr als heute; selbstverständlich wurde samstags gearbeitet. Nahezu selbstverständlich arbeitete man von der Lehre bis zur Pensionierung im gleichen Betrieb – meist sogar es dem Vater gleich tuend. Auch die Unternehmen selbst unterlagen lange nicht dem Wandel wie heute. Sie hatten ihren Platz im Wirtschaftsgefüge – die größeren einer Institution gleich, die man eigentlich kaum in Frage stellte. So wie all dies vergangen ist und wir heute in anderen Zeiten mit anderen Verhältnissen, Selbstverständnissen und Prämissen leben, so ist auch die Zeit der großen traditionellen Wanderer-Werke Vergangenheit und Industriegeschichte – gleichwohl sehr bedeutende.