VEB Fettchemie in Mohsdorf bei Chemnitz

„Fettchemie“ - schon diese Bezeichnung für einen Industriebetrieb könnte anachronistischer nicht sein. Heute wäre es einigermaßen undenkbar, einem Unternehmen mit dieser Firmierung ein positives Image zu geben. Da wären sich alle Marketingfachleute selten einig. Und so zeugt schon der Name von den für dieses Werk längst vergangenen Zeiten. Gleichsam ist aber auch das inzwischen erreichte Stadium des Verfalls und der Zerstörung Beleg dafür, wie lange die Zeit dieses Arbeitsplatzes für so viele Menschen Vergangenheit ist. Aber nur mit der Vergänglichkeit, dem mit ihr unweigerlich einhergehenden Verfall und der letztlich eintretenden Zerstörung entsteht überhaupt erst Raum für die Entwicklung alles Neuen. Erst damit ist der Kreislauf geschlossen und kann funktionieren. Alles hat damit seine von vorneherein begrenzte (Lebens-)Zeit. So gerne halten wir Menschen an gewohntem fest. Wir kennen es. Wir sind damit vertraut. Wir können und wollen uns darauf verlassen. Das liegt in der menschlichen Natur obwohl es im Widerstreit zum Grundprinzip jeder Veränderung steht. Und Leben ist Veränderung – ständig und unaufhaltsam. So ist es sicher wichtig, die Vergangenheit zu kennen um die Zukunft zu verstehen und sie zu gestalten. Aber überwiegend in ersterer zu verharren, macht das Leben in letzterer schwer. Man kann auch nicht Autofahren, indem man nur in den Rückspiegel schaut. Aus dem gestern kritisch auf das heute und morgen schauen, ist möglicherweise nicht die schlechteste Einstellung zu unserer heute so schnelllebigen Welt.