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Verlassenes Heim für Klosterschwestern

Sie erbat einen Nachschlag. Seit einiger Zeit ist die junge Nonne von zierlicher und gleichzeitig auffallend schöner Gestalt von einem Appetit gesegnet, der ihr in den vergangenen Jahren, in denen sie sich schon dem enthaltsamen Klosterleben verschrieben hatte, nicht eigen war. Ihr schien die einfache Küche des Refektoriums plötzlich mehr zuzusagen als je zuvor. So nahm sie auch mit der Zeit an Leibesfülle zu und die übrigen Klosterschwestern und allem voran die Äbtissin ließ Freude darüber erkennen, dass die selbst für eine Nonne wortkarge und unnahbare junge Frau augenscheinlich gut zu Kräften kommt. Allenthalben wertete man dies als Zeichen dafür, dass sich die jungen Dienerin Gottes nun wohl eingefunden hat in das allem weltlichen doch weitgehend entsagenden Leben als Klosterschwester. Sie bringt sich ein, ist fleißig bei der Arbeit im Klostergarten und zeigt sich auch sonst sichtlich bemüht, eine gute Nonne zu sein.

Im Kloster geht man früh zu Bett. Nach dem letzten Gebet des Tages ziehen sich alle in ihre kleinen Schlafkammern zurück. Ist dann die Dunkelheit der Nacht über das Kloster hereingebrochen, herrscht absolute Stille. Durch die jahrhundertealten meterdicken Klostermauern dringt von außen kein Laut. Doch in einer Nacht durchbricht der rhythmische Schall schneller fester Schritte das sakrale akustische Vakuum. Für diesen Ort ganz und gar untypische Schritte - nicht die andächtig wandelnder Nonnen. Sie gehören zu zwei dunklen Gestalten, gedeckt aber weltlich gekleidete Männer mittleren Alters, denen schon ihres Geschlechts nach eigentlich der Zugang zum Kloster streng verboten ist. Sie verschaffen sich widerstandslos, weil über einen passenden Schlüssel verfügend, Zugang zu dem kleinen Raum, in dem sich die junge Nonne zur Ruhe gebettet hat. Eigentlich werden die Schlafkammern nachts nicht abgeschlossen – die junge Nonne Tat es in letzter Zeit dennoch. Die beiden Männer schienen das geahnt zu haben.

Das alte und damit schwergängige Türschloss klackte und krachte beim öffnen, sodass die junge Nonne dadurch wach wurde. Sie erschrak beim Anblick der beiden großen Männer so sehr, dass ihr der Schrei, den sie eigentlich ausstoßen wollte, im Halse stecken bleib. Einer der beiden forderte sie wortlos aber mit gleichsam eindeutiger Gestik auf, ihnen zu folgen. So wenig die junge Nonne begreifen konnte, was in diesem Moment vorging, so klar wurde ihr schnell, dass der ohnehin geringe Widerstand, den sie körperlich nur imstande gewesen wäre zu leisten, wohl zwecklos ist. So fügt sie sich von panischer Angst erfüllt in ihr Schicksal und folgt den beiden Männern, die immer noch kein Wort gesprochen haben, über die menschenleeren dunklen Klostergänge hinaus in die rabenschwarze Nacht. Man bedeutete ihr ebenso unmissverständlich, dass sie im Fonds einer bereitstehenden dunklen Limousine einzusteigen hat. Im dumpfen Schein der Innenraumbeleuchtung des Wagens erkennt sie sofort die Äbtissin. Die ihr über die Jahre trotz ihrer Strenge sehr vertraut gewordene alte Frau vermag sie in dieser Situation nicht zu beruhigen, wozu die Oberin des Klosters ihr übriges beiträgt, indem sie ebenso kein Wort spricht sondern ebenfalls nur mit einer herrischen Geste der jungen Nonne bedeutet, dass sie nun unverzüglich einzusteigen habe. Sobald sie eingestiegen war und sich die Wagentür hinter ihr schloss, wandte die Äbtissin sogleich mit erhobenem Haupt den Blick von ihr und saß da, als wäre auf dem Platz neben ihr gar niemand.

Die erste Gelegenheit, die Gedanken zu sortieren, wenngleich die junge Nonne immer noch jeden einzelnen ihrer Herzschläge spürt wie einen Donnerschlag. So unvermittelt, wie sie heute durch den unheimlichen nächtlichen Besuch der beiden Männer aus dem Schlaf gerissen wurde, so trifft sie nun der Blitz der Erkenntnis. "Sie haben's gemerkt – sie sind mir draufgekommen". Fast noch mehr als vorhin steigt in ihr Panik auf. "Was werden sie jetzt mit mir machen?" In der erkennbaren Ausweglosigkeit ihrer Situation rechnet sie im Stillen und ganz für sich mit dem Schlimmsten. Fast starr vor Angst bemerkt sie erst spät, dass die Fahrt inzwischen durch ein städtisches Gebiet führt. Der Schein von Straßenlaternen huscht durch das Wageninnere. Es beginnt zu regnen. Der Fahrer lenkt den Wagen in der gleichmütigen Bedächtigkeit eines Tankerkapitäns durch die nächtlich leeren Straßen. Plötzlich verlangsamt sich die Fahrt und der Wagen biegt in eine unbeleuchtete Hofeinfahrt und kommt in einem ebenso stockfinsteren Innenhof zum stehen. Der Regen wurde heftiger. Ohne auch nur einen Moment zu zögern, steigen die beiden Männer und die Äbtissin aus dem Wagen, wobei einer sofort die hintere Wagentür aufreißt, die junge Nonne grob am Arm packt und fast aus dem Wagen zerrt. Der Mann von fast hünenhafter Gestalt scheint den reflexartigen Widerstand, den die junge Nonne bot, tatsächlich überhaut nicht zu bemerken. Ohne so von der jungen Frau einmal abzulassen wird sie über einen kleinen Hintereingang in das große unheimliche Gebäude geführt, das den Innenhof umschließt. Zügigen, fast militärischen Schrittes wird sie durch das Gebäude geführt, bis über einen langen schmalen Flur das kleine karg möblierte Zimmer erreicht ist, das man offensichtlich für sie bereits vorgesehen hatte. Ohne ein Wort, einen Blick oder irgendeine Geste, aus der man versuchen hätte können zu erahnen, was weiter geschieht, wird die Tür hinter ihr ge- und sofort verschlossen.

Die sie auf der Fahrt ergriffene Todesangst weicht langsam einer allerdings immer noch einigermaßen panischen völligen Ratlosigkeit, was nun mit ihr geschehen möge. Nach einer Weile übermannt sie dann doch trotz allem die Müdigkeit und sie schläft auf der dünnen muffigen Matratze ein, die offensichtlich schon sehr lange so auf der schmalen, direkt an die Wand geschraubten Pritsche liegt. Arme und Beine fest an sich gezogen und eng an die Wand gekauert liegt sie da, hinabgezogen in die Albträume dieser Nacht.

Schritte, Stimmen, das öffnen und Schließen von Türen wecken Sie. Es ist offensichtlich schon etwas später am Morgen und in das Gebäude, von dem Sie nur den dunklen Innenhof und den schmalen Flur der letzten Nacht erinnert, scheint regelrecht geschäftiges Treiben eingezogen zu sein. Tatsächlich der erste Eindruck, der die junge Nonne etwas beruhigt. "Wo so viel los ist", denkt sie sich, "wird man mir wohl nichts wirklich Schlimmes antun". Es dauert allerdings noch kaum vergehen wollende Stunden, bis sich endlich die verschlossene Tür öffnet und ein älterer Herr in der Türfüllung steht, gekleidet mit einem weiten Leinenhemd und einer insofern auffallenden Anzughose, als dass sie überhaupt nicht zu dem Oberteil passen will. Beides wohl auch schon sehr sehr oft getragen. Er lächelt milde und sein Gesichtsausdruck erinnert an einen Bernhardiner, der gerade einen Bergsteiger gerettet hatte. "Kommen Sie", sagt er mit warmer väterlicher Stimme. Die junge Nonne folgt dem harmlos wirkenden Mann durch das Haus. Allen, denen sie begegnen, machen den Eindruck, als wäre es das selbstverständlichste der Welt, dass die Junge Nonne nun hier ist und dem alten Mann durch das Haus folgt. Es wird kaum Notiz von ihr genommen. Begrüßungen reduzieren sich auf ein eher gleichgültiges kurzes Nicken, wie bei der Begegnung zweier Kollegen auf einem Büro-Flur. Sie kommen in einen schlicht eingerichteten Raum, der an ein altes Lehrerzimmer erinnert.

"Sie fragen sich sicher, warum man Sie hierhergebracht hat, Frau Lorenz" ist der erste vollständige Satz, den sie seit der letzten Nacht hört und der ihr sofort auch wieder etwas Angst macht, ist sie doch seit vielen Jahren nicht mehr mit ihrem bürgerlichen Namen angesprochen worden. "Wir werden uns um Sie und das Baby kümmern. Machen Sie sich keine Sorgen. Wir sind hier auf solche Fälle vorbereitet." "... solche „Fälle“ ..." schallt dieses Wort in der jungen Frau förmlich nach. Jetzt endlich wird ihr klar, weshalb sie hier ist. Man hat sie in eine Art Unfall-Station gebracht, in der man sich um die Un-Fälle kümmert, die nicht vorkommen in der katholischen Kirche: schwangere Nonnen.

Ich gebe zu, die Be- oder besser Umschreibung dieses verlassenen Heims für Klosterschwestern mit einer besonders dramatischen Geschichte versucht zu haben, aber im Extrem liegt ja häufig die beste Anschauung. Und vielleicht hat es sich ja in der langen Geschichte dieses Ortes tatsächlich einmal so zugetragen. Auszuschließen ist es jedenfalls nicht.

ENDE


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