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Sind wir nicht alle ein bisschen Corona? 

Der Covid-19 oder wegen seiner optischen Ähnlichkeit mit der von der Nähe betrachteten Sonne auch „Corona“ genannte Virus verbreitet sich nicht nur durch Händeschütteln und Anniesen, sondern empfunden fast noch mehr durch die Panik, die um ihn inzwischen entstanden ist. Danach macht uns der Virus selbst wohl nicht so krank, wie die Angst vor ihm. 

Ein erster Weg zur Heilung ist die Beschäftigung mit der Frage, was an sich eine Krankheit ist? Zunächst ist eine Krankheit eine objektive Tatsache. Sie gehört zu dem wirklichsten, das einem Menschen geschehen kann. Wenn wir krank sind, besinnen wir uns auf das Wesentliche, Essenzielle und Basale. Was gestern und gesund ach so dringend und wichtig erschien, spielt heute und krank plötzlich kaum noch eine Rolle. Wir begegnen unserer verschütteten Demut vor dem Leben. 

Doch es kommt nicht allein auf die Krankheit und ihre physischen Auswirkungen an, sondern auch darauf, wie wir mit ihr umgehen, wie wir sie ertragen, wie wir ihr persönlich und gesellschaftlich begegnen, was sich durch sie verändert. So ist eine Krankheit auch immer eine gesellschaftliche Zäsur. Das trifft in besonderem Maße auf Corona zu. Denn Corona ist keine Krankheit wie Krebs oder Demenz, die jeden Menschen erwischen kann, sondern eine ansteckende, die von Mensch zu Mensch übertragen und verbreitet wird, also eine, die man sich einfängt beim Kontakt mit anderen Menschen und mit den viralen Spuren ihrer Existenz. 

Doch damit nicht genug. Auch vor dem Corona-Virus sind nicht alle Menschen gleich. Da gibt es die, die sich auch noch per se falsch verhalten, die sich falsch ernähren, falsch oder zu wenig bis gar nicht bewegen, die falschen Emotionen haben, wie permanenten Stress oder gähnende Langeweile. Wenn sie dann auch noch die zweifelhafte Gnade der frühen Geburt haben, durch die sich unsere Zivilisationskrankheiten frei entfalten können, dann stehen diese Menschen auf den Verliererseite und sind der Latenz des kollektiven Vorwurfs ausgesetzt, warum sie sich auch so gehen ließen und sie doch letztlich selber schuld sind, dass sie sich selbst zum menschlichen Wrack degeneriert und gealtert haben. 

Ein Leben ohne Krankheiten gab und gibt es wiederum nicht und wird es wohl auch nie geben. Und je mehr wir die eine Art von Krankheit versuchen zu verhindern desto mehr machen wir uns anfällig für andere. Krankheit ist seit je her eine anthropologische Konstante und historische Variable zugleich. Schon deswegen ist unsere Zivilisationsgeschichte untrennbar verbunden mit dem Streben, Krankheiten zu bekämpfen oder sie gar für immer auszumerzen. Doch die Retrospektive birgt die bittere Erkenntnis, dass unsere Zivilisation inzwischen zwar im Stande ist, viele Krankheiten in Schach zu halten und damit beherrschbar zu machen,aber gleichzeitig ebensoviele neue entstehen lässt. Ein historischer Marathon unserer Spezies im ewigen Hamsterrad der Gesellschafts- und Medizingeschichte. 

Krankheiten haben auch eine sozialkommunikative Komponente. Was wären wir ohne die Rhetorik des Mitleides - dick genug aufgetragen, jede Gleichgültigkeit und Heuchelei übertünchend. Die eigene Positionierung begegnet hier einem weiten Feld zwischen „ach, selber schuld“ und tatsächlich tätiger und altruistischer Hilfe für den Nächsten. Wie viele Menschen hätten sich auch überhaupt nichts zu erzählen, könnten Sie sich nicht über ihre Krankheiten selbstmitleidgeschwängert austauschen. 

Trotz allem zivilisatorischen Gewand, in das wir uns nur allzu gerne einkleiden, ist und bleibt es die Natur des Menschen: Arterhaltung, Sexualität, Aggressivität, das Streben nach Überlegenheit gegenüber dem anderen und eben Krankheiten überstehen oder ihnen erliegen. 

Krankheit ist zunächst eine persönliche Krise. Im Fall von Corona kommt aber auch noch eine gesellschaftliche dazu. Man muss sich auch vor derBösartigkeit in der Gesellschaft in Acht nehmen. Mit jedem der hustet ab auf die „Corona-Insel“.Das Urteil ist gesprochen mit dem „Corona“-Blick in der Straßenbahn. Erwartet wird von den Kranken die unbedingte Rücksichtnahme auf die Gesunden. Erwartet werden Schutzmaßnahmen und ein entschlossenes hartes Durchgreifen der Regierenden und ihrerBehörden. Die Gesellschaft muss vor der Krankheit geschützt werden und das bedeutet in diesem Fall auch vor den Kranken. Der hoch infektiöse Kranke verdient zwar das zivilisierte Maß an Mitleid, Zuwendung und Pflege, ist aber eben auch eine Gefahr. Unsere Gesellschaft ist durch Corona konfrontiert mit der kollektiven Frage nach Humanität, Moral und Vernunft und deren jeweiliger adäquaten Anwendung. Die Menschheitsgeschichte ist voller Beispiele davon, dass sich der Mensch angesichts einer ansteckenden Krankheit eben nachgerade nicht humanitär, moralisch und vernünftig verhält. Die zivilisatorische Barriere, die unsere Gesellschaft von der Barbarei abgrenzt, wurde schon so oft im Sturm eingerissen, „wenn’s drauf ankam“. So definiert sich eine Gesellschaft auch durch ihren Umgang mit Krankheiten und den von ihr betroffenen Menschen.

Patient „Null“, also der Erste, in dem eine ansteckendeKrankheit ausbrach, wird tatsächlich so gut wie nie gefunden und wenn, spielt es für den weiteren Verlauf einer Epidemie oder gar Pandemie am Ende keine Rolle mehr.Gleichwohl haftet ihm nahezu mythisch der Sündenfall an, trachtet er doch mit diabolischer Boshaftigkeit danach, unsere kulturelle Ordnung aus den Angeln zu heben. Er hat etwas berührt oder ist von etwas berührt worden, das ihn selbst sogleich zum Unberührbaren gemacht hat. Er hat mit ultimativer Niedertracht die Büchse der Pandora geöffnet. Dieses apokalyptischen Bildes der Schuldzuweisung bedienen wir uns nur zu gerne, um in der empfundenen wie tatsächlichen Tragik der Situation zumindest schon mal den Schuldigen klar ausgemacht zu haben. 

Krankheit macht uns auch immer die Endlichkeit unseres irdischen Daseins bewusst. Sie konfrontiert uns mit der unangenehmen Frage, was nach dem Tod kommt, auf die wir in den meisten Zivilisationen nur eine sehr bedingt befriedigende Antwort finden. Damit ist es uns zudem auch nicht möglich, in einer uns heimsuchenden Krankheit irgendeinen Sinn zu erkennen, was das empfundene Leiden mental nur noch verstärkt. Vollends trostlos werden wir, wenn wir erkennen müssen, dass die Gründe für eine Krankheit wir selbst geschaffen haben, etwa durch mangelnde Hygiene oder unseren an uns selbst Raubbau betreibenden Lebensstil. 

Was macht unsere Furcht vor einem Virus aus? Vielleicht, dass er zugleich eine Vor- wie eine Antiform des Lebens ist. Es fehlt ihm an den primären Wesenszügen eines Lebewesens: Stoffwechsel und eigenständige Replikation, also der selbstständigen Vervielfältigung einer DNA. Man kann einen Virus insofern weder als ein Lebewesen noch als ein lebloses Etwas bezeichnen. Der Virus hat damit keinen eindeutigen Platz in unseren Existenz-Definitionen, was ihn umso unheimlicher erscheinen lässt – ein schwer bis nicht zu greifendes Zwischending. Gleichwohl gibt es sie schon ewig, die Viren – sogar in den Überbleibseln der Dinosaurier hat man schon Spuren von ihnen gefunden. 

Sind sie gar die regulative Geheimwaffe des Schöpfers? Sind Viren das ultimativ böse? Sind sie die schwarzen Engel der Hölle? Warten sie als Schläfer nur auf ihren Einsatzbefehl im Schutze ihrer animalischen Wirte, wie im Fall des Corona-Virus, das vermutlich seinen Absprung zum Menschen nahm aus dem Organismus einer Fledermaus? Die Wissenschaft scheint die Formel für das ewige Leben des Virus schon länger entschlüsselt zu haben, was uns allerdings keineswegs beruhigen sollte: die Fähigkeit zur jederzeitigen und nötigenfalls sprunghaften Mutation. Viren scheinen aus der evolutionären Ordnungzu fallen, können sie doch wiederum nicht selbstständig leben und brauchen stets einen Wirt, dem sie allerdings nicht nur nichts danken, sondern ihn durch ihre bloße Existenz leiden und letztendlich elendigverenden lassen. 

Des Menschen Schicksal ist es, in der viralen Welt zu überleben. 

Der Virus scheint seit jeher absolut omnipräsent zu sein, denn selbst in der menschlichen Schöpfung der modernen digitalen Welt hat er schon Einzug gehalten. Auch die Maschinen, die uns inzwischen das Leben so bequem machen, sind infiziert von ihnen. Je künstlich intelligenter unsere Maschinen werden, desto anfälliger werden sie wohl für eine Infizierung durch Computer-Viren. Offensichtlich sind die Menschen, die die Maschinen erschaffen haben, so durchdrungen von Viren, dass sie ihre Schöpfung höchst selbst gleich mit angesteckt haben. 

Selbst der geneigte Leser mag jetzt vielleicht kritisch anmerken, dass angesichts der aktuellen Lage der Autor mal seinen Klugscheißer-Modus abschalten, sich einfach regelmäßig gründlich die Hände waschen und zu Hause bleiben sollte. Dem möchte ich gar nicht unbedingt widersprechen. Mir geht es hier aber eben nicht nur um den Virus, seine pandemische Präsenzund seine Gefahr an sich, sondern auch um die ganz menschengemachte Angst vor ihm. 

Die gegenwärtige Seuche ist eine Herausforderung für uns alle. Es steht die Frage, wann wir das ganze akzeptieren und auf unsere Normalität nivellieren können. Wir müssen uns mit der unbarmherzigen und einigermaßen inhumanen Selektion auseinandersetzen, ob die Alten und Vorerkrankten die insofern legetimen Opfer der Entwicklung sind und wir uns eben nur um die Jungen und Gesunden kümmern können und sollten. Es geht um nicht weniger als eine Entscheidung zu treffen, wer die Todeskandidaten sind. Auch steht die Frage, wie viel wir bereit sind, auf dem Altar unserer gewinnstrebenden Wirtschaftsordnung zu opfern - wie viel „negatives Wachstum“ wir zuzulassen bereit sind. In China jedenfalls ist es für einige Großstädter seit Jahren das erste Mal wieder möglich, einen klaren blauen Himmel zu sehen. Vielleicht ist der Corona-Virus ja auch eine göttliche Strafe für unsere ungehemmte Globalisierung und das damit einhergehe unbegrenzte Wachstum. Die Geschichte hat uns gezeigt, dass Seuchen schon ganze Weltreiche zu Fall gebracht haben. 

Schließlich ist in unserer modernen Gesellschaft Gesundheit bei einigen inzwischen regelrecht zu einem Fetisch geworden, der sich aus der beständig geschürten Angst näher, nicht fit genug für den Wettkampf um die möglichst große Überlegenheit gegenüber den anderen und für den gelebten (materiellen) Fun-Faktor zu sein. Gesundheit ist heute die unbedingte Voraussetzung für die erfolgreicheSelbstvermarktung. Zwangsläufig ergibt sich daraus, dass Krankheit und damit auch der Corona-Virus ein riesiges Geschäft ist. Die Frage daraus ist: Wie viel Wahrheit und wie viel Lüge muss im Interesse der Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und ihres Wertesystems verbreitet werden? Krankheit mussin diesem Kontext unbedingt moralisch, rational und ästhetisch bewertbar sein. 

Es sind zweifellos düstere Zeiten. Vor uns liegeneine ökologische Katastrophe, in unseren Gesellschaftsstrukturen der Zerfall von Ordnungen und der Aufstieg despotischer Gruppen, die verzweifelte Hinwendung zu absoluten Heilslehren und Kulten.Mittendrin ein Weiterfeiern und Weiterkonsumieren im endzeitlichen Fieberwahn!

Aber, wie es mit großen Krisen seit jeher ist und so auch hier: wenn das Corona-Virus doch daran gehindert werden kann, zur ganz großen Krankheit zu werden oder die allermeisten doch nur leicht verschnupft reagieren ob einer Corona-Ansteckung, dann können möglicherweise auch die anderen Symptome einer düsteren Zeit behandelt, die düstere Zeit selbst vielleicht abgewendet werden. 

Den Virus lässt das alles allerdings denkbar unbeeinflusst. 


© Christian Sünderwald

14. März 2020

 

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